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Buchinger-Heilfasten

Ursprünge des Buchinger Heilfastens

Das Buchingerfasten oder auch Buchinger Heilfasten geht auf den deutschen Arzt Otto Buchinger zurück. Er erkrankte an schwerem Gelenks-Rheuma als Folge einer Mandelentzündung. Es gab keinen zielführenden Behandlungsansatz. Er begann eine dreiwöchige Fastenkur bei einem Kollegen, der das Fasten an Ihn herangetragen hatte. Mit dem Ergebnis, dass die Entzündungen in den Gelenken zurück gingen. 

Begeistert von dem Erfolg durch das Fasten, widmete er sich weiter dem Thema und gründete eine Fastenklinik, die erste Buchinger-Klinik in Bad Pyrmont. Es folgte eine weitere Klinik in Überlingen am Bodensee, die heute als Buchinger-Wilhelmi-Klinik bekannt ist.

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Hellmut Lützner, der jahrelang in der Buchinger-Wilhelmi-Klinik am Bodensee arbeitete, erarbeitete aufbauend auf Buchingers Grundlagen ein eigenes Fastenkonzept.

 

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Warum fasten?

An dem Beispiel von Otto Buchinger sieht man, dass es nicht viel braucht, um seinen Körper auf natürliche Weise zu heilen. Denn unser Körper verfügt über Selbstheilungskräfte, die lediglich aktiviert werden müssen.

Eine Vielzahl von Krankheiten, die heute existieren resultieren aus einer unsachgemäßen Lebensführung. Neben den Umwelteinflüssen, wie Klima oder natürlicher Strahlung, sind auch Schlafmangel, Bewegungsmangel und falsche Essgewohnheiten unter anderem Gründe dafür, dass unser Körper erkrankt.

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Grundsätzlich hat unser Körper die Fähigkeit zu entgiften. Das geschieht über mehrere Ausscheidungsorgane. Die wichtigsten sind die Leber, die Niere und die Haut. Die Leber scheidet die herausgefilterten Giftstoffe über die Gallenflüssigkeit und den Stuhl aus. Die Niere über den Urin und die Haut über die verschiedenen Drüsen.

Reicht die Entgiftungskapazität dieser Organe jedoch nicht mehr aus (Sprich: Es kommt mehr Gift rein, als raus), so verbleiben die giftigen Stoffe zunächst im Körper. Um die Stoffwechselprozesse jedoch nicht zu stören, werden sie sozusagen inaktiv geschaltet und in die verschiedenen Körperzellen eingelagert. Dort warten die nicht nutzbaren Stoffe darauf, bis genügend Kapazität bereitsteht, um ausgeleitet zu werden.

Wenn jedoch die Kapazität nicht steigt, verbleiben die Stoffe weiterhin im Körper. Im schlimmsten Fall erhöht sich sogar die Konzentration an eingelagerten Stoffen.

Diese führen über lang oder kurz zu entzündlichen Prozessen, was zu Neurodermitis, Rheumatoide Arthrose, Chronische Sinusitis oder chronische Infekte der aufsteigenden Harnwege (Blasenentzündung, Nieren-Becken-Entzündung) führen kann, um nur ein paar Krankheiten zu nennen.

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Nun entsteht das Problem, dass anhand der verschiedenen Symptome entsprechende Krankheiten diagnostiziert werden, für die es auch wirkungsvolle Medikamente gibt. Beispielsweise werden bei einer Sinusitis abschwellende Präparate verschrieben oder bei Neurodermitis im schlimmsten Falle Cortison, ohne dass die Ursache für den entzündlichen Prozess wirklich eruiert wurde.

Wenngleich Cortison eine entsprechende Wirkung entfaltet, so hat es auf unseren Körper einige Nebenwirkungen (erhöhte Blutzuckerwerte und Bluthochdruck, Verlust von Muskelmasse, Gewichtszunahme etc.). Man hat nun also einen Stoff im Körper, der ebenfalls ausgeleitet werden müsste, was aufgrund der überforderung unserer Ausscheidungsorgane nicht funktioniert.

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Beim Fasten wird die Nahrungszuführ - je nach Konzept - für einige Stunden, Tage oder Wochen stark reduziert. Damit wird zunächst die Menge an Stoffen stark reduziert, die unsere Ausscheidungsorgane unentwegt filtern und ausscheiden müssen. Der Körper hat nach kurzer Zeit die nötige Kapazität, um die eingelagerten Stoffe auszuleiten.

Da es sich beim Fasten um eine antientzündliche Kur handelt, werden entzündliche Stellen des Körpers entsprechend bearbeitet. Zunächst ist das begleitet von leichten Schmerzen, was als Heilungsschmerz ausgelegt werden kann.

Ferner wird stark in den Stoffwechsel eingegriffen. Es kommt zu einem Reset. Und der ist in in den meisten Fällen notwendig, da viele Symptome durch ein Ungleichgewicht des Hormonsystems hervorgerufen werden.

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Oft erleben fastende ein sogenanntes Fastenhoch. Einen Zustand voller Energie, geistiger Klarheit und Struktur. Ob man ein Fastenhoch erlebt ist jedoch stark davon abhängig, wie das Fasten begleitet wurde. Im Gegenzug kann es bei unzureichender Begleitung zu Vergiftungserscheinungen (Kopfschmerz, Kreislaufproblemen, Übelkeit) kommen.
 

Ablauf des Buchinger Heilfastens

​Entlastungstage

Das Buchinger Heilfasten beginnt bereits zwei Tage vor der eigentlichen Fastenkur mit sogenannten Entlastungstagen. Hierbei wird die tägliche Kalorienzufuhr auf etwa 1000 kcal reduziert. Die Fastenden ernähren sich von Schonkost. Am besten eigenet sich hierfür gedünstetes Gemüse, Suppen, Brei oder Porridge.

Die Entlastungstage helfen dabei den Körper, insbesondere den Darm, auf das Fasten vorzubereiten und wie der Name schon sagt zu entlasten.

Dem Körper fällt es so leichter in den "Fastenmodus" zu kommen.

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Abführen (Glaubern)

Durch die reduzierte Nahrungsaufnahme verbleibt jedoch noch eine gewisse Menge an Nahrung bzw. Nahrungsbrei im Darm zurück. Diesen gilt es nun ebenfalls auszuleiten.

Hierfür benutzt man in der Regel Glaubersalz oder Bittersalz. Von der Wirkung her unterscheiden sich die beiden Präparate kaum.

 

Glaubersalz besteht aus einer Natriumsulfat (Natrium-Schwefel-Verbindung) während das Bittersalz aus einer Magnesiumsulfat (Magnesium-Schwefel-Verbindung) besteht.

Wir arbeiten mit einem Bittersalz, da die Erfahrung gezeigt hat, dass die Magnesium-Schwefel-Verbindung etwas sanfter im Darm reagiert, als das Glaubersalz.

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Die Natrium- bzw. Magnesiumkristalle sind zu groß, um von der Dickdarmschleimhaut aufgenommen zu werden. Sie verbleiben im Dickdarm und binden das Wasser des Nahrungsbreis. Der Dickdarm kann seiner eigentlichen Aufgabe, dem Nahrungsbrei Wasser zu entziehen und ihn dadurch einzudicken, nicht mehr nachkommen. Dadurch, dass das Wasser im Darm verbleibt, kommt es zu einem Durchfall, sodass auch die restliche Nahrung aus dem Darm geleitet wird.

Zudem sorgen die Salze dafür, dass die Gallengänge noch einmal ordentlich durchgespült werden.

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Es gibt Fastenkuren, in denen regelmäßig "geglaubert wird". Da die Prozedur jedoch sehr anstrengend für den Darm ist, wird bei uns lediglich am ersten Tag der Fastenkur abeführt. Das Hungergefühl reduziert sich und verringert das Hungergefühl während der verbleibenden Fastentage.

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Wir möchten darauf hinweisen, dass das Glauber- oder Bittersalz nicht für die tägliche Einnahme z.B. gegen Verstopfungen geeignet ist.

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Trinken statt essen

Während der Fastenkur gibt es faktisch keine feste Nahrung. Die Fastenden trinken Wasser, verschiedene Tees, einen Mix aus Gemüse- und Fruchtsäften, sowie klare Gemüsebrühen. Gelegentlich wird die Kur mit einer Tasse Kaffee unterstützt, um den Begleiterscheinungen des Fastens (Kopfschmerz, Kreislaufprobleme) entgegenzuwirken. Ebenso können Schüsslersalze zur Ergänzung eingesetzt werden.

Dabei wird darauf geachtet, dass die tägliche Kalorienzufuhr zwischen 250 und 500 kcal liegt. Ansonsten würden die fastenspezifischen Ereignisse nicht eintreten.

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Wirkung des Buchinger Heilfastens (die ersten Tage)

Die einzelnen Prozesse während des Fastens sind derart komplex, dass hierzu weiterhin geforscht wird.

Was man jedoch mit Sicherheit sagen kann ist, dass es sich um eine anti-entzündliche Anwendung handelt, die durch weitere Behandlungen ergänzt werden kann.

 

Durch die geringe Kalorienaufnahme, sowie der verringerten Nährstoffaufnahme, streikt der Körper oft in den ersten drei Tagen. Er ist es gewohnt, teilweise täglich drei oder gar mehr Mahlzeiten zu erhalten. Es kommt in der Regel am dritten Tag zu einem Fastentief. In den darauffolgenden Tagen erkennt der Körper, dass er nicht "kaputt" geht. Er hat sich an die Situation adaptiert.

Besonders beim ersten Fasten kann der Körper recht sensibel reagieren. Wer hingegen bereits ein- oder mehrmals gefastet hat, kommt mit den ersten Tagen besser zurecht. Der Körper hat eine neue Reiz-Reaktions-Kopplung geschaffen, sodass der Körper sagt: "Ah, das kenne ich doch schon. Ich muss mir keine Sorgen machen."

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Stoffwechselveränderung - Die Ketose

Doch warum reagiert der Körper mit diesem Fastentief?

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Der Körper verwendet in erster Linie Zucker in Form von Glucose als Energielieferant. Glucose wird im Körper als Glykogen gespeichert und bei Bedarf wieder in Glucose umgewandelt, um die nötige Energie zu liefern. Vor allem in der Leber und in den Muskeln befinden sich entsprechende Glykogen-Speicher.

Durch intensiven Sport können die Glykogen-Vorräte der Leber und den Muskeln bereits in wenigen Stunden aufgebraucht sein. Beim Heilfasten dauert es ein wenig länger, bis die Glykogenspeicher geleert sind. Der Körper befindet sich nun im Übergang zur Ketose, in dem er Energie aus Proteinen/ Eiweiß gewinnt.

Das ist jedoch nur ein vorübergehender Zustand, da der Proteinabbau kurzzeitig für einen Abbau der Muskeln sorgt. Unser Gehirn weiß jedoch, dass wir die Muskeln benötigen, um Essen zu sammeln oder zu jagen. Ein Muskelabbau wäre hierbei kontraproduktiv.

Deshalb wechselt der Körper in den Ketosestoffwechsel, den sogenannten Fettstoffwechsel. Hierbei werden Ketonkörper aus dem Körperfett gebildetet, die vor allem unserem Gehirn als Energielieferant dienen.

Nach drei bis vier Tagen bestehen etwa 90 % der benötigten Energie aus den Fettreserven.

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Die Autophagie - Zellreinigung und Zellerneuerung

Befindet man sich im Ketose-Stoffwechsel, kommt ein weiterer Prozess hinzu. Die Autophagie (oder auch Autophagozytose) beschreibt den körpereigenen Zellreinigungs- und Erneuerungsprozess. Zellen, Lipide (Fette) und Proteine, die nicht richtig funktionieren, einen Defekt aufweisen oder ihre Lebensspanne erreicht haben, werden recycelt und zum Teil als Bausteine für neue Zellenbestandteile verwendet. Die Bestandteile, die der Körper nicht mehr braucht, werden ausgeschieden. Die Autophagie findet eigentlich täglich statt. Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, leben beispbielsweise 120 Tage und werden danach in Leber und Milz abgebaut.

Die geringe Nährstoffzufuhr während des Fastens bewirkt, dass die Autophagie stärker verläuft. So werden alte Bestandteile wesentlich schneller recycelt und neue Zellbestandteile entsprechend schneller produziert. Es kommt sozusagen zu einer Zellverjüngung. Besonders gut ist dieser Erneuerungsprozess bei Horngewebe zu beobachten. Das betrifft Haut, Haare und Nägel.

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