Weniger Wollen – Mehr Sein: Warum Fastenzeit auch eine Zeit der Selbstreflexion ist

Die Fastenzeit ist traditionell eine Phase der bewussten Entsagung – nicht nur von Nahrung, sondern auch von all den kleinen und großen Dingen, die unseren Alltag oft überfrachten. Gerade jetzt spüren viele Menschen, dass es nicht allein um Verzicht geht, sondern um etwas Tieferes: um Selbstreflexion, um die Frage, wa

s wir wirklich brauchen, um glücklich und erfüllt zu leben.

Epiktet, der große stoische Philosoph, hat es in einem einfachen Bild erklärt: Wenn ein Kind versucht, mit einer vollen Hand Bonbons aus einem schmalen Glas zu ziehen, bleibt es stecken. Nur wenn es einige Bonbons loslässt, kann es die Hand befreien. Genauso verhält es sich mit unseren Wünschen: Je mehr wir festhalten, je mehr wir verlangen, desto eher bleiben wir innerlich blockiert.

In der Fastenzeit bietet sich eine wunderbare Gelegenheit, genau hinzuschauen:

Woran halte ich fest?

Was wünsche ich mir wirklich – und was ist vielleicht nur Gewohnheit oder äußere Erwartung?

Was belastet mich mehr, als dass es mir Freude bringt?

Indem wir diese Fragen ehrlich beantworten, reduzieren wir nicht nur überflüssige äußere Dinge, sondern schaffen auch innerlich Raum: Raum für Klarheit, für echte Bedürfnisse und für einen Zustand tieferer Zufriedenheit. Fasten bedeutet in diesem Sinne nicht nur, etwas wegzulassen, sondern bewusster zu leben.

Die Kunst besteht darin, Prioritäten zu setzen.

„Lege dich nicht auf so viele Dinge fest“, rät Epiktet. Das bedeutet: Konzentriere dich auf das Wesentliche. Lass los, was dich nicht wirklich nährt. Lerne, mit weniger auszukommen – und entdecke dabei, dass du innerlich reicher wirst.

Gerade in einer Zeit, in der Konsum und ständiges „Mehr“ oft als Maßstab für Erfolg gelten, ist dieser bewusste Verzicht ein Akt der inneren Freiheit. Fasten wird so zur Einladung, nicht nur den Körper, sondern auch den Geist zu entlasten – und sich neu auf das Wesentliche im Leben auszurichten.

Fasten ist deshalb auch ein Weg zur Selbstfindung.

Weniger wollen. Mehr sein.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine inspirierende, reflektierte Fastenzeit.